op nord
op nord Was leisten Atelierhäuser  
Übersicht
op nord
op nord
Mahmut Celayir
op nord
Salah El Asser
op nord
Peter Franck
op nord
Gerhard Friebe
op nord
Sibylle Kaschluhn
op nord
Katrin Kinsler
op nord
Künstlergruppe Kübe
op nord
Matthias Lutzeyer
op nord
Brigitte Marquardt
op nord
Julia Rein
op nord
Helga Schuhmacher
op nord
Julia Wenz
op nord
Andrea Zug
op nord    
  Wer in seiner Vorstellung von künstlerischer Produktion noch die Idylle von Mont Martre im Hinterkopf hat, sollte diese Vorstellung im 19. Jahrhundert ablegen. Längst ist der Künstler ein Kleinunternehmer, dessen Arbeit sich im Schnittpunkt geistigen, handwerklichen und wirtschaftlichen  
Arbeit von Matthias Lutzeyer
 
Schaffens abspielt. Ein weitgehend besetzter Markt und die Tatsache, dass der junge Künstler diesen Beruf auf allen drei Gebieten trotz Akademie- ausbildung fast als Autodidakt beginnt, macht den Start besonders schwer. Andererseits stelle man sich vor, welchen geistigen und kulturellen Verlust es bedeutete, wenn nur noch diejenigen Künstler
 
  die Öffentlichkeit erreichten, die sich im wesentlichen durch wirtschaftliches Geschick oder durch ausreichend materiellen Hintergrund qualifizieren.
Solches zu verhindern ist eine der wesentlichen Aufgaben von Atelierhäusern, wie das in der Nordbahnhofstraße 45 und einer Reihe weiterer in Stuttgart.
Kritik wird immer wieder an der öffentlichen Förderung solcher Institutionen geäußert. Nur allzu gerne sind populistische Politiker bereit, solcher Kritik folgend, gerade bei der Kulturförderung in besonderem Maße den Rotstift anzusetzen. Dass die Atelierförderung hier besonders in der Schusslinie kurzsichtiger Sparkommissare liegt, verwundert nicht. Einem Baum gleich liegen hier die kaum sichtbaren Wurzeln einer lebendigen Kulturszene, wenig repräsentativ, oft kaum bemerkt und unspektakulär, kurz, ungeeignet zur persönlichen Profilierung von Politikern und dennoch kostenintensiv. Solches Denken ist bestenfalls mit Unwissenheit zu entschuldigen. Wer denkt schon daran, dass zahlreiche Arbeiten, auch aus der Nordbahnhofstraße 45, heute als bleibende Werte bedeutende Sammlungen zieren. Wer fragt schon danach, woher die Arbeiten in Ausstellungen kommen, die von den Medien als gesellschaftliche Ereignisse gefeiert werden, wer Bühnenbilder schafft, Fernsehstudios anspruchsvoll möbliert oder auch in anderen angewandten
 
 
Bereichen Qualitätsmaßstäbe setzt. Immer wieder sind es Künstler, die teils selbst, teils im Zusammenspiel mit anderen Disziplinen unsere geistige und materielle Umwelt formen.
Räumliche Enge und Auseinandersetzungen zwingen manche hochtrabenden Pläne ebenso auf den Boden der Realität, wie die wirtschaftlichen Grenzen. Andererseits entstehen in einem Atelierhaus auch
  Atelieransicht
  Freundschaften und Kooperationen. Gegenseitiger Austausch und Informationsfluss schafft neue Möglichkeiten, und gemeinsame Einrichtungen machen vieles erst ökonomisch realisierbar, zudem profitieren oft alle von den Erfahrungen einzelner.
...
Wer heute, in Unkenntnis der Produktions- und Ver- marktungsbedingungen, versucht, das aktuelle Kunst- geschehen zu verstehen, wird sich schwer tun. Eine gute Gelegenheit, neue Zugänge zur Kunst zu finden, ist der Besuch eines Atelierhauses. Im Atelier liegt der Schnittpunkt von individueller Kreativität, gesellschaftlichem Anspruch und ökonomischen Bedingungen. Ein Kunstverständnis ohne Kenntnis dieser Keimzelle aller Entwicklungen bleibt an der Oberfläche. Dies galt schon für die Vergangenheit und gilt umso mehr heute, in einer Zeit, in der das Kunstwerk oder Produkt oft nur noch als Station eines fortwährenden Prozesses zu verstehen ist.

   
 
Frieder Kühner
   
 

(Textauszug einer Dokumentation anlässlich des zehn- jährigen Bestehens des Atelierhauses in der Nordbahnhof- straße 45)
   
  op nord op nord op nord
 
Zurück nach oben
   
       
         
op nord - offene positionen nord
op nord - Aktuelles
op nord